Vortrag von Prof. Werner Sobek bei der Tuttlinger Wohnbau
Prof. Dr. Werner Sobek war zu Gast im Wohnbau-Forum der Tuttlinger Wohnbau. Der international renommierte Bauingenieur, Architekt und Nachhaltigkeitsexperte verbindet technologische Exzellenz mit gestalterischem Anspruch. Zahlreiche Projekte von Hochhäusern bis zu experimentellen Wohnbauten präsentierete er erläuterte die Maßstäbe des zukunftsorientierten Bauens.
Geschäftsführer Horst Riess begrüßte ihn dann auch als Vordenker einer Baukultur, die Ästhetik, Technik und Ökologie integriert. Auch im Expertenkreis beeindruckte Sobeks Vortrag über den interdisziplinären Ansatz, der Architektur, Ingenieurbau und ökologische Verantwortung miteinander verbindet. Ein Leitmotiv zieht sich durch Sobeks Praxis, Forschung und Vision. Es heißt: „Mit weniger Material für mehr Menschen emissionsfrei bauen.“ Die Tragstruktur beispielsweise dürfe sichtbar, materiell ehrlich und gestalterisch integriert sein. Sobek spricht hier von einer konstruktiven Ehrlichkeit.
Sobek wies daraufhin, dass das Bauwesen für etwa 60 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs stehe. Daher müsse mit viel weniger Material gebaut werden. „Bitte formulieren Sie Ihre Ziele“, appellierte Sobek an die Anwesenden „und betreiben Sie eine integrale Planung, also eine enge Kooperation von Architektur und Ingenieurwesen. Wir haben eine Zukunftsverantwortung: Wir müssen bauen mit einem Blick auf künftige Generationen."
In jüngster Zeit positionierte sich Prof. Dr. Werner Sobek zusammen mit anderen hochkarätigen Wissenschaftlern für eine CO₂-Reduzierung statt Energieeinsparung. Sobek betont: „Wir haben kein prinzipielles Energieproblem, da allein die Sonne 10.000-mal mehr Energie auf die Erde einstrahlt. Wir haben allerdings ein hausgemachtes Energieproblem: nämlich Emissionen durch Bau und Betrieb von Gebäuden." Die Konzentration auf Energieeffizient im Betrieb sei unzureichend. Es gehe um emissionsfreien Betrieb. Aber der größere Hebel liege in der drastischen Reduktion der grauen Emissionen, dem herstellungsbezogenen CO2.
Sobek forderte am Abend im Wohnbau-Forum eine Regulierung durch die CO₂-Preisgestaltung. Schon bei der Einreichung eines Bauantrags sollten Materialverbrauch, Recyclierbarkeit und Emissionsplan offengelegt werden. Je höher die Emissionen seien, desto höher die Kosten. So entstehe rasch emissionsminimaler Bau als Voraussetzung einer Net-Zero-Gesellschaft, in der die Menge an Treibhausgasen, die in die Atmosphäre gelangen, der Menge entspreche, die aus der Atmosphäre entfernt werde. Professor Sobek verschiebt demzufolge bewusst den Fokus von bloßer Energieeffizienz zu einer ganzheitlichen Betrachtung von CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks.
Bei der anschließenden lebhaften Diskussion konkretisierte Sobek einige Fragestellungen weiter. Mit seinem Eintrag in das Gästebuch des Wohnbau-Forums unterstrich Prof. Sobek nochmals seine Anerkennung der Arbeit der Tuttlinger Wohnbau für die Menschen in Tuttlingen.
Bild: v.l.n.r. Florian Steinbrenner (Baudezernent Stadt Tuttlingen), Michael Heim (leitender Architekt Tuttlinger Wohnbau), Prof. Dr. Werner Sobek, Horst Riess und Rita Hilzinger (Geschäftsführung Tuttlinger Wohnbau) und Corinna Hoffmann (Leiterin des Wohnbau-Forums)
Bild: Tuttlinger Wohnbau