Denkmalreise von Ministerin Razavi zur Reihersiedlung der GBG in Mannheim
Im Rahmen der Denkmalreise besuchte Ministerin Nicole Razavi unter anderem auch die Reihersiedlung im Käfertal – ein Gebäudeensemble aus dem Jahr 1920 – die erste städtische Siedlung Mannheims nach dem ersten Weltkrieg. Seit fünf Jahren saniert die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG Wohnen die ihr gehörenden Mietwohnungen, die Fertigstellung ist geplant bis Mitte 2027. Dabei sind die Herausforderungen groß im Zielkonflikt zwischen Denkmalschutz, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit. „Ohne Fördermittel wäre eine denkmalgerechte Sanierung, bei der wir gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum beibehalten, nicht möglich", sagte Christian Franke, Geschäftsführer der GBG Wohnen, im Gespräch mit Ministerin Razavi. Die Gesamtkosten liegen laut GBG bei 10,75 Millionen Euro. Eine 50 Prozent-Förderung aus dem Programm "Sozialer Zusammenhalt" und aus Denkmalschutzmitteln half bei der Investition dieses Betrages.
Die vbw-Mitgliedsunternehmen bewirtschaften landesweit rund 10.000 denkmalgeschützte Wohnungen, die sie zu bezahlbaren Konditionen vermieten. „Das ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Baukultur und zur Sicherung bezahlbaren Wohnraums“, betonte vbw-Verbandsdirektorin Dr. Iris Beuerle. In der Reihersiedlung im Mannheimer Stadtteil Käfertal konnte sich Ministerin Razavi ein Bild von den Hürden bei der denkmalgerechten Sanierung machen. Denn diese sind besonders aufwendig sowie zeit- und kostenintensiv. Energieeffizienzmaßnahmen wie moderne Dämmung oder Solartechnik sind häufig nicht genehmigungsfähig und es bedarf individueller Lösungen und Absprachen. Für Ministerin Razavi ist die Siedlung ein wegweisendes Beispiel des sozialen Wohnungsbaus: Sie stehe dafür, Wohnraum nicht nur funktional, sondern auch als sozialen Lebensraum zu gestalten. Mit ihrem Besuch würdigte die Bauministerin ausdrücklich diese enorme Leistung.
Die Siedlung am Reiherplatz ist über 100 Jahre alt. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg entschied die Stadt Mannheim, dringend benötigten Wohnraum für kinderreiche Familien und Industriearbeiter zu schaffen. So entstand ab 1919 im Stadtteil Käfertal die kleine Wohnanlage mit 98 Wohnungen – inspiriert von der englischen Gartenstadtbewegung. Die Architektur prägt bis heute das Bild: zwei 170 Meter lange Wohnblöcke mit Mansarddach, flankiert von markanten Torhäusern, sowie Eigenheime und Mietshäuser rund um den Reiherplatz. Einst einfache Arbeiterwohnungen, bietet die von der GBG Mannheim sanierte Siedlung heute gefragten Wohnraum von Ein- bis Fünfzimmerwohnungen.
Damit Denkmalschutz auch in Zukunft gelingt, braucht es aus Sicht der Wohnungswirtschaft pragmatische Verbesserungen der Rahmenbedingungen, erklärte Iris Beuerle. „Wir brauchen praxisgerechte Lösungen und Kompromisse, damit wir auch künftig die historische Bausubstanz erhalten und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum sichern können“, so Beuerle.
Die Diskussion wird am 22. September beim vbw-Fachtag „Denkmalschutz & Denkmalpflege“ in Karlsruhe vertieft. Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft suchen hier gemeinsam nach Wegen, wie Denkmalschutz, Klimaschutz und bezahlbares Wohnen besser miteinander vereinbart werden können. Programm und Anmeldung finden Sie hier.
Bild 1: vbw-Verbandsdirektorin Dr. Iris Beuerle wies auf die Leistung der Wohnungsunternehmen hin, die historische Bausubstanz zu erhalten und gleichzeitig Klimaschutzmaßnahmen und bezahlbares Wohnen möglich zu machen. Foto: vbw
Bild 2: Matthias Henes von der GBG zeigte den Teilnehmern der Denkmalreise wie aufwendig sich die Sanierungsarbeiten im denkmalgeschützten Wohnraum gestalten. Foto: vbw.